Montag, 28. November 2011

Alltag und ein bisschen Heimweh


Hallo ihr Lieben! Japan ist in vielerlei Hinsicht eine tolle Erfahrung. Aber es ist eben auch sehr anstrengend. Und manchmal, ja, manchmal will ich zurück nach Hause.

Morgens ist es kalt hier, das schlecht isolierte Haus und die Tatsache, dass es eben doch Ende November ist, tun das Ihre. Meistens taste ich morgens erstmal nach der Fernbedienung für die Klimaanlage, anders kriege ich den Raum nicht so warm, dass ich unter der Decke vorkriechen will.
Wenn der Raum dann einigermaßen warm ist, gehts unte die Dusche. Das ist beim Rasieren immer unangenehm, weil, natürlich, der Raum nicht beheizt werden kann.

wozu auch, es ist ja nicht kalt in Japan. Sagen die Japaner.

Ich friere trotzdem.

Was stört sonst noch?


Eigentlich nichts konkretes. Ich vermisse einfach meine Freunde und die gewohnte Umgebung. Naja, ok, der Umstand, dass ich hier mal wieder auf Abruf bin, tut ein übriges.

Ich habe gerne Zeit, mich in der Welt zu bewegen. Wenn ich es heute nicht schaffe, fotografieren zu gehen, kann ich es morgen noch machen. Oder kommende Woche.

Das gilt hier nicht. Wenn ich es hier nicht mache, dann kann ich es in ein paar Monaten garnicht mehr machen.

Ok, das war nur ein Beispiel, aber ihr versteht, worum es geht: Nachdem ich den ganzen Tag arbeite unter der Woche bleibt kaum Freizeit und die, die bleibt, muss natürlich bis zum Anschlag genutzt werden, irgendwie. Und wenn man das nicht tut, hat man gleich wieder ein schlechtes Gewissen, wer will schon eine fremde Kultur verschlafen, die direkt vor der Haustür, ansonsten aber unerreichbar ist?

Ja, ich weiß, ich mache mir zuviel Druck. Ich gebe mir auch Mühe, es nicht so außer Kontrolle geraten zu lassen, aber ich kann das so schlecht abschütteln. Ihr kennt mich ja...

Was tun dagegen?


Tja... ich spiele Starcraft II. Ja, klingt vielleicht blöd, aber es hilft. Und ich treffe mich mit Liz, sie war heute abend hier. Wir haben gemeinsam zu Abend gegessen und ein bisschen gekuschelt.

Wir sind beide, jeder auf seine Art, ein bisschen verloren hier, auch wenn ich immerhin die Perspektive habe, an einen bestimmten und sehr schönen Ort zurückgehen zu können. Sie muss ihren Weg noch finden...

Kommende Woche wirds aber erstmal wieder schön, Liz und ich gehen in ein Onsen an der Pazifikküste! Nur zwei Nächte, bis zu drei Tage, aber hey! Da bringe ich dann wieder Bilder mit, da könnt ihr euch drauf verlassen. Die paar Tage raus aus Tokio werden sicher gut sein.

Eine Freundin von mir hat mir neulich Bilder aus ihrem Gran Canaria-Urlaub geschickt. Wilde Natur: Meeresstrudel, Felsen, karge Vulkanlandschaften... ich konnte kaum glauben, dass es so wilde, rauhe, schöne Natur gibt! Es war, als sähe ich Bilder aus einer endlos weit entfernte Welt. Oder als sähe ich Dinge, die lange, lange in der Vergangenheit liegen.

Es ist kaum zu glauben, wie diese Stadt einen... ja, was eigentlich? Zermürbt? Austrocknet? Wie sehr sie einen von der "richtigen" Welt da draußen isoliert?

Drinnen und Draußen...

Gerade heute hatte ich ein Gespräch mit meiner Kollegin, und wir beide waren uns einig: Egal, wo man hier ist in Tokio: Man ist nie wirklich im Freien. Klar, man ist innerhalb oder außerhalb eines Gebäudes, aber man ist nicht im Freien!

Wenn man das Haus verlässt, steht man vor der nächsten Hauswand. Die Straße ist so sauber, dass man davon essen könnte. Der schwarze Asphalt überall wirkt fast wie ein Teppich, als würde man durch einen Flur laufen in einem weiteren, großen Gebäude.

Man ist draußen, aber man ist nicht im Freien. Das Gefühl hatte ich schon lange, aber ich konnte es nicht so schön ausdrücken.

"Draußen" ist nämlich nicht dasselbe wie "im Freien". Und hier ist man eigentlich nie "im Freien".

Es ist befreiend, das so ausdrücken zu können. Wenigstens kann ich es benennen!

Tja, soviel von mir für heute. Es kann ja auch nicht immer alles schön sein und Spaß machen... Es wäre nicht aufrichtig von mir, euch das vorzuenthalten, und ihr kennt mich alle gut genug, um zu wissen, dass ich auch das überstehen werde.

Es ist schön, mit einigen von euch auch direkt per E-Mail zu kommunizieren, und es ist auch schön zu wissen, dass ich euch sehr bald wieder sehen kann. Noch knapp vier Monate, dann bin ich wieder da...

Und dann ruhe ich mich erst einmal aus!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen