Freitag, 28. Februar 2014

Schnee und Frühlingsanfang... und ESSEN!

Hallo ihr Lieben!

Ja, ich bin schon wieder im Verzug mit dem Bloggen, aber es ist so viel passiert in den letzten beiden Wochen. Zuerst das Schneechaos. Wie gesagt, sowas wie diesen Februar habe ich in Japan noch nie erlebt (was bei zweieinhalb Wintern in Japan jetzt nicht so wahnsinnig aussagekräftig ist, zugegeben). Trotzdem, hier war totales Chaos, teilweise bis eine Woche nachdem der Schnee weitgehend wieder weggetaut war. Naja, total wars natürlich nicht die ganze Zeit, aber Chaosreste waren sozusagen noch übrig. In manchen Supermärkten gab es tagelang Lieferengpässe und manche Regale blieben leer. Unzählige Autos waren mit Schneeketten unterwegs, mitten in der Innenstadt (das habe ich so in Frankfurt, glaube ich, noch nie gesehen) und ich möchte mir garnicht vorstellen, welche Schäden sie dem Asphalt damit zugefügt haben. Teilweise sind Autos mit nur einer Kette an vier Rädern herumgefahren, keine Ahnung ob das im Sinne des Erfinders war oder ob nur kurzfristig eben nicht mehr aufzutreiben war.

Das Bild oben links ist eine Karte der Metro-Linien in Tokio... und alles, was orange oder rot markiert ist, hat entweder Verspätung oder den Betrieb eingestellt, weil der Schnee Probleme machte. Hier war echt der Teufel los! Aber da sieht man auch mal, wie schnell es in einer Stadt wie Tokio eng wird, wenn mal die gewohnten Abläufe (Lieferketten und so weiter) nicht mehr richtig funktionieren. Natürlich, das Leben hier basiert auch sehr stark zum Beispiel auf frischen und fertig konsumierbaren Produkten im Supermarkt, entsprechend schnell werden da die Regale eng (das hier auf dem Bild ist eins, in dem sonst O-Nigiri, so kleine Reisdreiecke mit verschiedenen Füllungen und frische Sandwisches stehen) und die täglich ausgetauscht werden müssen. Fragt lieber nicht, wieviel da täglich im Abfall landet...


Dann waren die Australier da, ein paar Bekannte eines Freundes hier, die ich bei meinem letzten Aufenthalt kurz getroffen hatte... und hey, wenn man sich schonmal begegnet, dann zieht man doch auch zusammen um die Häuser, oder? Und wohin geht man in Japan, wenn man um die Häuser zieht? Richtig, man tourt von einem Restaurant ins nächste, getrieben von den erfahrenen und wohlmeinenden Ratschlägen der "Locals". Die wissens nämlich immer noch am besten! Wir waren unter anderem bei Gindako, einer Kette, die Takoyaki verkauft und in einem Soba-Restaurant in Ebisu (einer Ecke in Tokio, die zu Recht für ihr gutes Bier bekannt ist). Ansonsten waren wir natürlich im "Milky Way", einem Hort exorbitant-absurder Dessert-Eisbecher, vor denen sich nahezu jede deutsche und, ja, auch die meisten italienischen Eisdielen vermutlich irgendwie unkreativ und langweilig vorkäme.

Meins war ein Traum aus Schoko-Mousse, Schoko- und Vanille-Eis und einem Stück Schokokuchen obendrauf (ja, das hochkant geklebte Dreieck!) und das alles in einem kegelförmigen Behälter der wiederum in dem Cognac-Glas steckte, das mit warmem Wasser und einem Stückchen Trockeneins gefüllt war... Wie üblich war nicht nur die Machart kreativ und todeslecker, sondern auch die Präsentation absolut makellos. Der Laden hat das Thema "Milchstrasse", heisst ja auch so, und entsprechend haben die Eisbecher dort alle Namen, die an die Sternzeichen angelehnt sind. Auf den Tischsets (die blauen Unterlagen, sieht man auf dem Bild auch) stehen immer die Horoskope dazu... allerdings mit den Daten des chinesischen Horoskops und den Sternzeichen des Westlichen. Zufall? Absicht? Ach was, Japan halt!

In jedem Fall war gerade, anlässlich des bevorstehenden White-Day (das Gegenstück zum Valentinstag, 14.3.) sämtliche Horoskope auf die Damen ausgerichtet und auf deren Chance auf dem Datings- und Heiratsmarkt. Was da zu lesen stand würde vermutlich in Zürich, Berlin oder London bei der Zielgruppe eher zu aufgerichteten Nackenhaaren als zu spontanen Ovulationen führen, aber hier ist es momentan wohl opportun, den Kundinnen zu suggerieren, dass sie alle ganz wunderbare Ehefrauen und Mütter werden und tolle, warme Zuhause einrichten können, wo sie dann mit ihrem Partner zu echter Hochform auflaufen können... Ich glaube, von diesem Geschlechterbild wird mir schneller schlecht als von den überzuckerten Eisbechern, aber naja, ich bin ja nur der Bote, der fremde Welten überbrückt.



Montag, 17. Februar 2014

Die Stadt ohne Schneepflüge

Ihr habt es vielleicht mitbekommen: Es gab einen heftigen Schneesturm in Tokio in den letzten Tagen.

Es war schlimmer als gedacht, landesweit kamen 19 Menschen ums Leben, tausende sassen in ihren Autos fest oder waren ohne Strom. Echt krass. An dem Tag, als die Bilder im Meiji-Schrein entstanden sind, ging es ja noch. In der Nacht schneite es unaufhörlich weiter und am nächsten Morgen lagen bis zu 26cm Neuschnee mitten in der Stadt! Tokio hat eigentlich im Februar Durchschnittstemperaturen zwischen 2,9 und 10,4 Grad Celsius, Schnee ist also echt selten und dann auch nicht so stark wie dieses Wochenende.

Als also der Schnee über Nacht gefallen war, war alles ein einziges Durcheinander. Ich habe den ganzen Tag kein einziges Räumfahrzeug gesehen. Dafür Menschen, die mit allem was verfügbar war wie die wilden Schnee geschippt haben: Schaufeln, Besen, Behindertenrampen, allen möglichen Aufnahembehältern für Dreck und Kehricht... allerdings wusste niemand so recht, wohin der Schnee sollte, und so wurde er halt irgendwie auf Haufen getürmt, die einen Kompromiss zwischen befahrbaren Strassen und begehbaren Bürgersteigen herstellen sollten.

Der Tag war sonnig, der Schnee schmolz also schnell, aber eben nicht überall gleich schnell. Das führte dazu, dass auf den Strassen teilweise knöchelhoch das Schmelzwasser stand, weil die nich nicht weggeschmolzenen Schneeberge die Gullies verstopften und so das Wasser nicht ablaufen konnte. Man hatte also die Wahl, im Schneematsch zu stehen oder in Eiswasser. Immerhin, die Bodenversiegelung in Tokio erreicht ja gefühlte 90 Prozent der Gesamtfläche, so dass es wenigstens "nur" Schnee oder Wasser und nicht Schneematsch im klassischen, guten, deutschen Sinne war. Was glaubt ihr, wie die Leute sonst ausgesehen hätten?

Es war echt schlimm, die ganze Stadt war total überfordert, man hats gemerkt... aber die TokioterInnen haben sich, wie üblich, nichts anmerken lassen. Die besser ausgerüsteten stapften mit Gummistiefeln durch das Mistwetter (die hat man hier für die Taitun-Regen und die Regenzeit im Schrank), aber die sind natürlich nicht gefüttert. Trocken, aber kalt. Besser als nass und kalt, wie meine Füsse und Schuhe es waren...

Immerhin, die Schuhe sind mittlerweile wieder trocken, aber müssen ersetzt werden. Die Sohlen waren eh durch, also wirds Zeit, und anständige Schuhe kriegt man hier für kleines Geld... was das nächste Thema aufmacht: Ich habe den PIN für mein Schweizer Konto noch nicht. Also strecke ich meine Barreserven so gut es geht und hoffe, dass sich auch dieses Detail schnell klärt.

Keine Sorge, als Plan B habe ich noch die Kreditkarte, ich werde also nicht in Not geraten.

Freitag, 14. Februar 2014

Der zweite Tag

Guten Morgen ihr Lieben!

Über Nacht hat es zu schneien begonnen, wir erwarten bis zu zehn Zentimeter Neuschnee im Flachland, in den höheren Lagen bis zu 20 Zentimetern. Das ist für die Region recht viel, als ich das letzte Mal im Winter hier war, hatten wir drei Mal Schneefälle und das ist kaum einen halben Tag liegengeblieben. Dieses Mal ist es anders, es ist kälter. Mein treuer Heizlüfter hier ist eine Erfindung zum Niederknien und, dafür bin ich besonders dankbar, meine Bettwäsche ist warm und gemütlich. Es geht mir also gutund ich lebe mich langsam ein.Morgen, am Samstag, werde ich noch ein paar Dinge besorgen die mir noch fehlen und mich fertig einrichten. Mein Zimmer ist etwa zehn Quadratmeter gross und enthält einen Heizlüfter, ein Bett und einen kleinen Tisch, an dem ich gereade sitze und schreibe. Es ist sehr hübsch und entspricht meinen Erwartungen. Der Ausblick ist schön, wir wohnen im höchsten Gebäude im Block und ich kann das Sunshine Plaza in Ikebukuro sehen.

Ich teile mir die 75-m²-Wohnung mit drei anderen Personen. Y. ist aus Indonesien und arbeitet seit einigen Jahren in Japan. Die Wohnsituation in so einer Dauer-WG mit permanent wechselnden MitbewohnerInnen ist vielleicht etwas wie ein Taubenschlag, aber er meinte, so habe er jedenfalls einen Vertrag der ohne Mindestlaufzeiten und lange Kündigungsfrist auskommt. K. ist aus Australien und das erste Mal länger allein im Ausland. Sie hat mit Anfang 20, also gestern abend, hier das erste Mal im Leben Schnee gesehen (ha, jetzt hab ich auch mal so jemanden getroffen und höre nicht immer nur so Geschichten!). R. ist schräg. Sie ist die einzige Japanerin hier im Haus und redet anscheinend nicht gern. Ihren Namen habe ich von Y., mir hat sie sich nicht mit Namen vorgestellt, als ich mich ihr vorgestellt habe.

Heute war ich mit K. unterwegs, damit sie sich ein bisschen zurechtfinden lernt und als wir nachmittags nach Hause kamen war R. am Kochen. Sie hat sich sehr auf ihre Tätigkeiten konzentriert und auch nicht reagiert, als ich sie direkt angesprochen habe. Ok, dann lassen wir uns gegenseitig in Ruhe, aber das ist selbst für japanische Verhältnisse merkwürdig. K. ist sehr nett. Wie gesagt, das erste Mal allein unterwegs in der grossen, weiten Welt. Sie kam gestern abend um halb elf hier an und hat sich auf dem Weg hierher erst einmal tüchtig verlaufen. Ein Polizist aus dem Koban am Bahnhof zeigte ihr die Adresse dann. Bis dahin hatten allerdings der Schnee, die Müdigkeit und die kalte Dunkelheit sowie der Stress der Reise sie schon ziemlich weichgekocht. Heute morgen habe ich sie mir also geschnappt und wir sind erst einmal nach Ikebukuro gelaufen.

Jetzt hat sie winterfeste Stiefel, warme Thermo-Unterwäsche und kennt sich ein wenig in der näheren Umgebung aus und generell war sie schon viel entspannter. Damit es noch einen runden "Abschluss" gibt, waren wir noch zusammen am Meiji-Schrein am Yoyogi-Park. Wenn die Wettervorhersagen stimmen, wird es morgen regnen, und dann ist die ganze weisse Pracht eben auch schnell wieder verschwunden... also, dachte ich mir, schnell hin und Bilder machen! K. war total begeistert, allein dass sie ihren Atem als Wolke sehen konnte und überall der Schnee(matsch) so fremde Geräusche unter ihren Füssen gemacht hat hat sie total fasziniert. In der Gegend aus der sie kommt herrscht gerade ein brutaler Hitze-Sommer mit über 40 Grad Celsius, und dann sowas!

Zum Abschluss waren wir noch im Ippudo eine Ramen-Nudelsuppe essen, um die Kälte wieder aus den Knochen zu bekommen. Was soll ich sagen... obwohl sie sich selbst als "wählerische Esserin" bezeichnet hat und ihr die Bohnensprossen in der Suppe wohl nicht so geschmeckt haben, war das Verdikt eindeutig: "Der beste Ramen, den ich je gegessen habe!" Immerhin ist das ihr dritter Besuch hier, ein dreimonatiger Sprachlern-Aufenthalt... So ganz fremd war ihr das alles hier also nicht. Klar, es ist was anderes, wenn man auch sich allein gestellt ist... ging mir damals auch nicht anders und ich habe mich auch sehr gefreut, als ich im Kondô-Haus die anderen Deutschen getroffen hatte.

Tja, also hier läuft alles wie es soll, würde ich sagen. Bis auf zwei kleine, aber womöglich doch besorgniserregende Details: Mein Laptop, dem ich hier noch volles Vertrauen entgegebrachte als ich abflog, zeigt Ermüdungserscheinungen. Der Akku hat aufgegeben und die Maschine funktioniert nur noch mit dem Kabel eingesteckt. Ausserdem bleibt er manchmal hängen, schon zweimal seit letztem Montag, und muss aus- und wieder angeschaltet werden. Wenn mir die Maschine durchbrennt bevor die drei Monate herum sind, werde ich mir ziemlich dämlich vorkommen, weil ich ja noch in Erwägung gezogen hatte, einen neuen zu kaufen vor der Abreise.

Drückt mir die Daumen...


Donnerstag, 13. Februar 2014

Japan 2014 - Drei Monate auf Reisen

Es wird mal wieder Zeit, diesen Blog von mir abzustauben und meine Geschichten weiter zu schreiben. Es ist viel passiert in meiner Zeit in Zürich und ich kam nicht mehr wirklich dazu, das alles in meinem Blog zu verarbeiten, aber jetzt hier in Japan bin ich wieder voller guter Vorsätze, was das Schreiben betrifft.

Der Flug war recht angenehm, ich bin dieses Mal nicht direkt geflogen sondern über Paris mit Air France. Kleiner Tipp: Geht alles ganz gut, dauert auch nicht so viel länger. Aber: Das japanische Menü auf dem Flug ist eher so naja.

Was ihr aber auf jeden Fall wissen solltet: Februar in Tokio ist nicht so ideal zum Reisen. Es ist kalt hier, Schneereste liegen auf den Strasse (gerade kleine Kinder findens Klasse, auf den verharschten Resten herumzutrampeln) und mein Zimmer ist genauso kalt und schlecht isoliert wie ich es schon verdrängt hatte dass es Standard ist hier.

Momentan sitze ich gemütlich mit meiner Jacke um die Schultern neben dem elektronischen Heizlüfter (ist ja sowohl ökologisch als auch ökonomisch die beste mögliche Lösung...) und tippe. Fairerweise sollte ich aber dazu sagen, dass ich sehr froh bin, dass der Heizer elektrisch und weder gas- noch ölbetrieben ist. Das wäre mir unheimlicher, muss ich sagen.

Aber es hat alles gut geklappt, ich bin jetzt Zuhause und habe auch noch schnell am DIJ vorbeigeschaut heute. Ein Doktorandenkollege von mir aus Zürich forscht auch gerade hier und einer meiner Betreuer ist auch noch ein paar Tage in Tokio. Tja, hätte ich ja auch daheim bleiben können, wenn eh alles wieder bekannte Gesichter um mich herum sind hier, oder?

In jedem Fall wirds bald wieder neue Bilder geben und ich habe mir fest, fest vorgenommen wieder einmal die Woche zu schreiben, damit ihr hier nichts wichtiges verpasst.

Bis dahin viele Grüsse aus Fernost und bis baaaaaald!