Sonntag, 9. Oktober 2011

Neuigkeiten aus Fernost


Hallo ihr Lieben!

Es gibt Neuigkeiten... und neue Bilder! Diesen Sonntag war ich mal wieder in Asakusa, am Senso-Ji. Das ist einer der größten Tempel hier in Tokio, und einer der berühmtesten Orte hier. Deshalb ist es dort meist leider ziemlich voll, aber dafür habe ich eine Lösung gefunden: Man geht einfach hin, wenn keine Züge fahren... mitten in der Nacht!

Sonntag Morgen um 5:30 Uhr ist es dort nämlich leer. Ja, ich bin wirklich um vier Uhr nachts aufgestanden, an einem Sonntag, um mit dem Sonnenaufgang am Tempel zu stehen. Und es hat sich gelohnt!

Das berühmte Kaminari-Mon, das "Donnertor". Hier beginnt der äußere Tempelbereich, eine lange Gasse, gesäumt von Geschäften. Dort gibt es religiöse Devotionalien, aber auch Süßigkeiten, Kleidung und andere Waren.


Ein kleines Nebengebäude im inneren Bereicht des Senso-Ji-Areals. Still und bescheiden duckt es sich neben die Ströme von Menschen, Pilger und Touristen gleichermaßen, und hört der Zeit zu.


Die fünfstöckige Pagode im Innenhof des Geländes. Mehrere hundert Jahre alt, und schon erdbebensicher gebaut! Nicht nur architektonisch ein wahres Meisterwerk.

Das Herzstück der Tempelanlage, die Haupthalle, durchzogen von goldenem Glanz und dem Duft des Räucherwerks. Ihre majestätische Erscheinung lässt sich auch von den Hochhäusern Shinjukus nicht aus der Ruhe bringen.

Was man nicht auf Bildern sieht...


Als ich heute früh dort war, waren die Tempeltüren noch geschlossen. Aber nach einer Weile erwachte das Areal richtig zum Leben, die Türen wurden geöffnet und eine buddhistische Glocke tönte durch den Morgen.

Die Mönche haben dann Sutren gelesen, während ein Trommler den Takt immer lauter und schneller auf einer Taiko-Trommel vorgab. So etwas habe ich das letzte Mal in Nikko gesehen, das muss 2003 gewesen sein. Ich hätte diese Eindrücke zu gerne mit euch geteilt, aber es gibt Momente, in denen man keine Bilder macht, sondern sich einfach still und leise in die Ecke stellt, um niemanden zu stören.

Menschen kamen in die Halle, warfen Münzen in den großen Kasten, der die Spenden der Gläubigen auffängt, legten die Hände zusammen und beteten kurz mit gesenktem Kopf. Manche schweigen völlig, andere murmeln Sutren, und über allem der schnelle Takt der Trommel und der gleichförmige, melodische Chor der Mönche im abgetrennten, hinteren Bereich der Halle.

Egal, wie atheistisch ich bin, in solchen Momenten kann ich die Religiositäte spüren, die in der Luft liegt. Eine heilige Handlung vollzieht sich, voller Bedeutung und Würde, deren Sinn, Regeln und Ziele mir völlig unverständlich sind. Aber ich bin Zeuge, geduldet, so lange ich nicht störe, und darf dieses Gefühl erleben.

Worum geht es uns im Leben? Worum bitten wir, und wann suchen wir nach Hilfe? Wie bedeutsam sind wir, das Leben oder das Universum überhaupt?

Gehen wir diesen Fragen mit dem angemessenen Ernst nach?

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