Montag, 17. Februar 2014

Die Stadt ohne Schneepflüge

Ihr habt es vielleicht mitbekommen: Es gab einen heftigen Schneesturm in Tokio in den letzten Tagen.

Es war schlimmer als gedacht, landesweit kamen 19 Menschen ums Leben, tausende sassen in ihren Autos fest oder waren ohne Strom. Echt krass. An dem Tag, als die Bilder im Meiji-Schrein entstanden sind, ging es ja noch. In der Nacht schneite es unaufhörlich weiter und am nächsten Morgen lagen bis zu 26cm Neuschnee mitten in der Stadt! Tokio hat eigentlich im Februar Durchschnittstemperaturen zwischen 2,9 und 10,4 Grad Celsius, Schnee ist also echt selten und dann auch nicht so stark wie dieses Wochenende.

Als also der Schnee über Nacht gefallen war, war alles ein einziges Durcheinander. Ich habe den ganzen Tag kein einziges Räumfahrzeug gesehen. Dafür Menschen, die mit allem was verfügbar war wie die wilden Schnee geschippt haben: Schaufeln, Besen, Behindertenrampen, allen möglichen Aufnahembehältern für Dreck und Kehricht... allerdings wusste niemand so recht, wohin der Schnee sollte, und so wurde er halt irgendwie auf Haufen getürmt, die einen Kompromiss zwischen befahrbaren Strassen und begehbaren Bürgersteigen herstellen sollten.

Der Tag war sonnig, der Schnee schmolz also schnell, aber eben nicht überall gleich schnell. Das führte dazu, dass auf den Strassen teilweise knöchelhoch das Schmelzwasser stand, weil die nich nicht weggeschmolzenen Schneeberge die Gullies verstopften und so das Wasser nicht ablaufen konnte. Man hatte also die Wahl, im Schneematsch zu stehen oder in Eiswasser. Immerhin, die Bodenversiegelung in Tokio erreicht ja gefühlte 90 Prozent der Gesamtfläche, so dass es wenigstens "nur" Schnee oder Wasser und nicht Schneematsch im klassischen, guten, deutschen Sinne war. Was glaubt ihr, wie die Leute sonst ausgesehen hätten?

Es war echt schlimm, die ganze Stadt war total überfordert, man hats gemerkt... aber die TokioterInnen haben sich, wie üblich, nichts anmerken lassen. Die besser ausgerüsteten stapften mit Gummistiefeln durch das Mistwetter (die hat man hier für die Taitun-Regen und die Regenzeit im Schrank), aber die sind natürlich nicht gefüttert. Trocken, aber kalt. Besser als nass und kalt, wie meine Füsse und Schuhe es waren...

Immerhin, die Schuhe sind mittlerweile wieder trocken, aber müssen ersetzt werden. Die Sohlen waren eh durch, also wirds Zeit, und anständige Schuhe kriegt man hier für kleines Geld... was das nächste Thema aufmacht: Ich habe den PIN für mein Schweizer Konto noch nicht. Also strecke ich meine Barreserven so gut es geht und hoffe, dass sich auch dieses Detail schnell klärt.

Keine Sorge, als Plan B habe ich noch die Kreditkarte, ich werde also nicht in Not geraten.

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