Dienstag, 20. Dezember 2011

Ise, Teil 3

Gaben für die Götter


In Ise werden ca 125 Kami verehrt. Die wichtigste Gottheit ist natürlich Amaterasu, aber auf dem Gelände der Schreine befinden sich auch immer kleinere Nebenschreine. Je nach Bedeutung und Größe sind diese Nebenschreine eben auch größer und auffälliger oder eher klein und unscheinbar.

Im Hauptschrein wird zweimal täglich den Kami Essen geopfert. Die Lebemsmittel sind aus der Region, also Reis, ein spezielles, heiliges Salz, drei Sorten Sake, Fisch, Gemüse, Wurzeln und Obst. Die Lebensmittel werde in einer besonderen Küche auf dem Gelände des Schreins zubereitet, über einem reinen Feuer, das tatsächlich noch durch das Reiben eines Hartholzstücks in einem weicheren Holz entzündet wird.

Bei der Zubereitung tragen die Mönche Atemmasken, damit die Kami aus dem Atem nicht das Essen berühren. Wenn die Mahlzeit fertig ist, wird sie in speziellen Holzkisten in das dafür vorgesehene Gebäude im innersten Zirkel des Schreins gebracht.

Wenn ich alles richtig verstanden habe, wird das Essen aber nicht ewig dort gelassen, sondern irgendwann von den Mönchen wieder geholt und verzehrt. So soll die Kraft der Götter auf die Menschen übergehen. Auch hier wird nichts verschwendet, was doch einen ziemlichen Kontrast zum Leben im gegenwärtigen Japan darstellt.

Sake für das Neujahrsfest.
Jedes Jahr, zum Neujahrsfest, werden riesige Sakefässer aus den Regionen an die Schreine geliefert. Es wird immer der in diesem Jahr gefertigte Sake gebracht, als Gabe an die Götter. Shintô-Rituale wirken eigentlich fast alle wie Ernte-Dank-Feste. In jedem Fall ist es eine besondere Auszeichnung für die Sake-Brauereien, wenn die Fässer mit dem eigenen Markenzeichen an den wichtigen Schreinen ausgestellt werden. In Ise haben wir sogar ein Fass aus Akita, an der Nordküste, gesehen. Das liegt etwa 900 Kilometer voneinander entfernt.

Doch es werden nicht nur Lebensmittel geopfert. Auch Gegenstände, Statuen, Werkzeuge, kunsthandwerklich gefertigte Produkte und anderes wird an die Schreine geliefert. Diese Dinge werden in einem Nebengebäude im innersten Zirkel des Schreins aufbewahrt und bilden den Schrein-Schatz.

Die Koi am Ise-Schrein
zählen zu den Schönsten
in Japan.
Auch Koi werden gerne gespendet, um den Kami Freude zu bereiten. Die japanischen Karpfen sind spezielle Züchtungen, und es ist sicherlich kein Zufall, dass die schönsten Exemplare rot, weiß und schwarz gefleckt sind... es sind die traditionellen Shintô-Farben!

Neben den Karpfen leben auch Hähne und Hennen auf dem Schreingelände. Sie werden von den Mönchen gefüttert und die sind wirklich völlig frei. Nicht einmal die Flügel werden ihnen gestutzt, so dass die Tiere noch fliegen können. Wie allerdings dafür gesorgt wird, dass sie sich nicht unkontrolliert vermehren, weiß ich nicht so genau.

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