Samstag, 5. April 2014

Boxen Live in Korakuen

Es ist mal wieder Sonntag und ich habe etwas Zeit zum Bloggen. Die letzte Woche war sehr anstrengend und die kommende wird nicht viel anders werden. Tessi ist in sechs Tagen hier und ich muss vorher noch einiges erledigen...Insofern ist es nicht so einach, Zeit zu finden, hier entspannt und interessant zu schreiben.

Aber es gibt etwas zu erzählen: Ich war bei einem Boxkampf in Korakuen. Einer der Profis aus dem Gym in dem ich trainiere seit ich hier bin hatte einen Kampf über vier Runden und ich wollte mir das nicht entgehen lassen! Immerhin gehöre ich ja, wenn auch nur kurze Zeit, zum selben Gym und da muss man doch die eigenen Leute moralisch unterstützen.

An dem Tag fanden insgesamt 12 Kämpfe statt, maximal über vier Runden. Die Gewichtsklassen reichten von Fliegengewicht (bis 50,8 Kilo) bis zum Fliegengewicht (bis zu 57 Kilo). Unser Mann, Nakagawa-san, war in der höchsten Gewichtsklasse angetreten die an dem Tag gekämpft hat. Zum Vergleich: Ich wäre im Weltergewicht Zuhause, vier (!) Gewichtsklassen höher als er... trotzdem sollte man sich keinen Illusionen hingeben: Nakagawa würde problemlos den Boden mit mir wischen, sollten wir uns jemals in einem Boxring begegnen. Naja, klar, der ist ja auch Profi und ich turne nur so ein bisschen mit...

Die Jungs hier sehen echt alle total zierlich aus, das ist schon nicht mehr schlank zu nennen, die sind wirklich spindeldürr. Klar, die wollen natürlich so leicht wie möglich sein, damit sie so schnell wie möglich werden in den niedrigen Gewichtsklassen. Trotzdem gab es sichtbare Unterschiede zwischen den Gewichtsklassen und während die Fliegengewichte noch irgendwie, ja, fast niedlich wirkten wie sie da aufeinander einschlugen und der generelle Eindruck war, dass die sich dabei nicht sonderlich wehtun, wurde die Sache deutlich ernster in den höheren Klassen. Einen, der wirklich böse erwischt worden ist, wäre beinahe auf ner Bahre rausgetragen worden... das hektische Abwinken des Betreuer-Teams als die Sanitäter kommen wollten hing wohl nicht nur damit zusammen, dass sie ihn auch so rausbekommen haben (wenn auch ziemlich wackelig auf den Beinen), sondern auch damit, dass es sich nicht so gut macht, wenn sie wen wegtragen müssen. Es gab einige KOs, und auch Nakagawa hat durch technischen KO gewonnen. In den meisten Fällen war es irgendwann ein guter Treffer, der die Sache beendet hat, auch wenn bis dahin der, der dann verloren hatte, eigentlich besser dastand. Es kann echt schnell gehen habe ich gelernt, und zu sehen, wie die Jungs sich bewegen, so leicht, so schnell, das war wirklich beeindruckend. Jetzt, wo ich selbst trainiere (wenn auch nur aus Fitness-Gründen), kann ich das ganz anders wertschätzen wenn ich es sehe...

Oben links, mit den blauen Handschuhen, das ist Nakagawa-san. Er hat konzentriert und taktisch sehr geschickt gekämpft. Kraft und Ausdauer haben gestimmt und er hat das Geschehen ungefährdet im Griff gehabt. Man sieht es auf den Bildern nicht so, aber für seine Gewichtsklasse ist er stark wie ein Ochse und aussergewöhnlich muskulös. 

Die grossen Handschuhe, die sich, wenn man sie in die Hand nimmt, so weich anfühlen, sind optisch eine grobe Verharmlosung dessen was passiert wenn man sich eine fängt. Das fühlt sich dann nicht mehr so Micky-Maus-mässig an wie es aussieht, das kann ich euch sagen!

So sehen Sieger aus! Nach einem sicher heimgebrachten TKO in der zweiten von vier Runden sind hier zu sehen (von links nach rechts) einer der Trainer aus dem Gym, ich, Nakagawa und rechts Yonekura-san, dem das Gym gehört. Schaut nochmal genau hin... Nakagawa ist so gross wie ich, aber ich bin vier Gewichtsklassen drüber! VIER! Und ich bin nichtmal besonders massig gebaut! Das ist echt krass, man vergleicht sich ja immer mit den Menschen, die einen umgeben, und kommt sich dann je nachdem extrem sportlich oder extrem übergewichtig vor... Egal, der Abend war Klasse, unser Mann hat tapfer gekämpft und eindeutig gewonnen (der zweite KO im zweiten Kampf seiner noch jungen Profikarriere) und ich war live dabei. Kanns was besseres geben!?

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